Das 1. Semester
Der erste Schock, der den Neuling in etwa zwei Tage nach Beginn trifft, ist die Tatsache, dass die Vorlesungen darauf ausgelegt sind, möglichst viel Stoff in möglichst kurzer Zeit durchzubringen. Im Nachhinein glaube ich, dass dieser Schock jedoch nur deswegen so groß war, weil man zunächst noch nicht den Durchblick hat, was man sofort und was irgendwann mal können muss. Hat man sich den extrem wichtigen "Mut zur Lücke" erst mal angeeignet, sieht alles nicht mehr so wild aus. Das anorganische Praktikum, mit dem man im 1. Semester 24 Stunden seiner chemischen Woche verbringt, verlangt auch erst mal nach Gewöhnung und stellt die erste Hürde für Anfänger dar. So kann man theoretisch noch so gut sein und praktisch die besten Ergebnisse liefern, wenn einem jedoch das Praktikum keinen Spaß macht, ist das Studium bereits dem Tod geweiht. Das kann man allerdings erst in Laufe des Semesters herausfinden.
Der Stundenplan
Zeit
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09.00
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Download Studenplan 1. Semester
Die Vorlesungen
Der Stundenplan gibt einen Überblick über die Vorlesungen und das Praktikum im ersten Semester.
Den ersten Schrecken mag vielleicht die Mathematik versetzen. In dieser Beziehung kann ich jedoch ruhigen Gewissens sagen, dass wohl kaum ein Chemiker an Mathe scheitert. Wer im Mathe-Grundkurs (völlig ausreichend) schon mal was von Kurvendiskussion gehört hat und etwas Durchblick hat, kann schon mal beruhigt in diese 2-stündige Vorlesung gehen. Der Stoff wird in den Übungsstunden mit diversen Arbeitsblättern wiederholt und vertieft und wer dann noch Probleme hat, kann diese in den Ergänzungen klären, in denen auch Grundlagen nochmals erklärt werden (normalerweise kann man sich diese Stunden sonst sparen).
Speziell in Würzburg werden Übungsblätter ausgeteilt, die auf jeden Fall gelöst werden sollten. Für deren abgegebene Lösung können Punkte erhalten werden, die man in den beiden Klausuren gutgeschrieben bekommt. Des weiteren erhält man Punkte für das Vorrechnen der Aufgaben (man darf seine korrigierte Lösung dafür benutzen). Insgesamt kann man so an die 30 Punkte erreichen.
Ich kann nur dringend empfehlen, sowohl die Blätter zu lösen, als auch vorzurechnen. Ohne diese Punkte sind die beiden Klausuren sehr schwer zu schaffen...
Die Physik ist verglichen mit Mathe schon eine etwas größere Aktion, weil sie nach zwei Semestern mit der Absolvierung des Vordiploms in Physik zu Grabe getragen wird. Besprochen wird im ersten Semester Mechanik, Kinetik und Strömungslehre. Da ich jedoch nur an maximal 10 Vorlesungen teilgenommen habe, kann ich hierzu keine weiteren Ausführungen geben (diese lässige Handhabung stützte sich auf Aussagen von Studenten aus höheren Semestern). Nachdem ich nun mein Vordiplom bestanden habe und auch einige representative Umfragen in dem kleinen Grüppchen der regelmäßigen Physik-Hörer getätigt habe, kann ich auch versichern, dass der regelmäßige Besuch wenig Nutzen bringt. Da man keine Zeit hat, den Stoff nachzuarbeiten, ist schnell alles wieder vergessen und es ist eher schade um die Stunde Schlaf.
Die Physik-Übungen die angeboten werden, sind eigentlich für die Mediziner und Biologen gedacht, die das Vordiplom schriftlich ablegen. Chemiker haben eine mündliche Prüfung, weshalb die Übungen hier wenig helfen, da mehr erklärt als gerechnet werden muss.
Die Vorlesung "Experimentalchemie I" ist eine Massenveranstaltung für alle Naturwissenschaftler, die Chemie belegen müssen. Behandelt werden je zur Hälfte Grundlagen wie Protolyse- und RedOx-Reaktionen und Stoffchemie. Damit die Sache nicht zu langweilig wird und die Mediziner kapitulieren, ist der Zeitplan randvoll mit Experimenten angefüllt, so dass die Assistenten alle Hände voll zu tun haben. Für den, der bereits den Chemie Leistungskurs genießen durfte zählt im Großen und Ganzen der Showeffekt der Vorlesung und der ist ein frühes Aufstehen alle Mal wert.
Schließlich wäre da noch die "Allgemeine und analytische Chemie", in der die Grundlagen der Experimentalchemie-Vorlesung aufgegriffen, wiederholt und vertieft werden. Ich persönlich fand sie wichtig und interessant, vor allem weil man dort Konzepte aus der Grundvorlesung nochmals serviert bekommt und so sicher lernt.
Die Physikalische Chemie ist im allgemeinen recht unbeliebt. Erst im weiteren Studienverlauf bekommt man mit, welchen Stellenwert sie einnimmt, dass man nämlich weder in der OC und schon gar nicht in der AC um die Konzepte und Teilgebiete der PC herumkommt. Das Problem ist jedoch, dass man in den ersten beiden Semestern so mit seiner Anorganik beschäftigt ist, dass man keine Zeit hat in PC am Ball zu bleiben. Und da die Vorlesung ohne Nachbereitung schnell vergessen ist, sinkt entsprechend der Nutzwert. Versucht einfach so lange es geht, am Ball zu bleiben.
Das Praktikum AC 0
Und dann wäre da noch das Praktikum. Es bedarf natürlich zunächst eine gewisse Portion Gewöhnung an die Tatsache, plötzlich 24 Stunden pro Woche im Labor zu stehen, aber rückblickend war das eigentlich kein allzu großes Problem.
Zunächst wird man mit einfachen Versuchen an die Laborarbeit herangeführt. Dazu gehören Titrationen, Wägungen und sonstige Messungen und Vorgehensweisen in allen Variationen. Das Hauptthema des Praktikums beginnt mit dem Nachweis von 6 verschiedenen Ionen, denen Woche für Woche neue hinzugefügt werden, bis man letztendlich in der Lage ist (sein soll) eine Substanz auf 24 Anionen und 24 Kationen zu untersuchen.
Ich kann gleich mal versichern, dass mit dem Trennungsgang praktisch nichts anzufangen ist. 98 % meines Semsteres haben ihren Schein mit Vorproben absolviert, was ausreicht und einen wesentlich geringeren Aufwand als der TG selbst verursacht. Ich habe viel Arbeit in lange Nächte vor dem Praktikum investiert, um alle nötigen Vorproben zusammenzustellen. Diese Liste ist im Downloadbereich Textdateien enthalten.
Ansonsten gibt es zum Praktikum eigentlich nur noch zu sagen, dass es da ist, um zwei Dinge zu erfüllen: die "Frischlinge" an die Materie heranzuführen und die Leute untereinander bekannt zu machen. So ist der Inhalt des AC 0 in späteren Semestern recht unwichtig, jedoch muss man sich mindestens einmal im Studium die Finger verbrannt haben, um sagen zu können, man sei Chemiker. Und nichts schweißt die Truppe mehr zusammen, als spezielle Nachweise, die nur nach intensiven Gruppendiskussionen gelingen.
Die Klausuren
An Prüfungen stehen im 1. Semester drei Klausuren zum Praktikum an. Die Altklausuren sind im Downloadbreich Klausuren enthalten, so dass Du Dir einen Überblick verschaffen kannst. Normalerweise kann man einen großen Teil der Aufgaben mit Leistungskurs-Wissen bereits lösen und zusätzlich zu den Vorlesungen gibt es noch (zumindest in Würzburg) jede Woche eine Tutoriumsstunde, in der man von einem Hauptstudiumschemiker die Aufgaben erklärt bekommt und auch mit Übungsaufgaben versorgt wird. In Physikalischer Chemie kommen erst im 3. Semester Klausuren.
Außerdem werden zwei Mathe-Klausuren geschrieben. In Würzburg werden wie bereits erwähnt jede Woche Übungsblätter mit Aufgaben ausgegeben und ich kann ruhigen Gewissens sagen, dass die Klausuren nach dem Durchrechnen der Übungsaufgaben durchaus machbar sind, auch wenn man nur Mathe-Grundkurs genossen hat.